Verehrte Leser,

auch diese Augustausgabe hat sich etwas Zeit gelassen, wir arbeiten an pünktlicherem Erscheinen.

Der August brachte nicht nur den Wahlkampfauftakt, sondern es jährten sich der Bau der Berliner Mauer zum 60. mal und die Vertreibung der Deutschen in Frontnähe, insbesondere der Wolgadeutschen in Richtung Kasachstan, den hohen Norden und den Altai an der chinesischen Grenze.

Beide Themen finden in dieser Ausgabe Raum, aber im Editorial möchte ich mich auf einen aktuellen Aspekt Hinweisen: Nicht Long-Covid sondern Long-Mauer.

Der Mauerbau war die einschneidendste Mobilitätseinschränkung in der Geschichte Berlins, mal abgesehen von den letzten Kriegstagen. Alle Straßenverbindungen wurden gekappt, nur einzelne Grenzkontrollpunkte blieben offen, aber für Normalbürger nicht passierbar. Durch den Mauerbau blieben Verkehrsprojekte auf Eis, die Vergleichbar zu Hamburg Bremen oder Frankfurt und dem Ruhrgebiet entsprechend in und um Berlin realisiert worden wären. Aufgrund der Mauer stagnierte der Bau der entsprechenden Infrastruktur bei der Bahn, bei der S- und U-Bahn und vor allem beim Straßenbau.

Bei Maueröffnung wurden zwar schnell die Kontrollpunkte geschleift, es blieben aber Nadelöhre. Was in 28 Jahren Mauer liegengeblieben war, sollte in 31 Jahren nachzuholen gewesen sein. Das täuscht. Die neue Mauer hat grüne Protagonisten. Insbesondere die Verhinderung des Stadtrings über die ehemalige innerstädtische Grenze verursacht Berlin massiven Schaden.

Als Student hatte ich mir in Anfang der 90er Jahre eine Köhlbrandbrücke gewünscht, damit sie die Verkehrsgebiete im Westen und Osten großzügig verbände. Nichts ist passiert seit her. Ein Verbrechen an der Stadt Berlin.

Die erstaunliche Einigkeit, kein besonderes Anliegen in Lückenschlüssen und Ersatzbauten zu sehen, eint die Grünen mit der SPD und den Linken. Aber auch die Senate mit CDU-Beteiligungen haben sich nicht ernsthaft den Verkehrsproblemen der Stadt angenommen.

Straßenbau ist nicht en vogue, man hält sich lieber im Klein klein des Sozialen oder der Kultur auf. Alle Parteien außer der AfD haben Berlin durch ihre Verkehrsverhinderungspolitik einen Bärendienst erwiesen.

Ihr Andreas Wild