Verehrter Leser,

am 30. Oktober 1938 wurde vom US-amerikanischen Radiosender CBS ein angebliches Tanzmusikprogramm von Schreckensmeldungen von der Landung Marsianischer Truppen un­terbrochen. Es handelte sich jedoch alles zusammen um ein Hörspiel von Orson Welles. Das wußten aber nur jene, die schon bei Programmbeginn eingeschaltet hatten.

Im Laufe der nächsten Stunden waren amerikaweit Millionen von Amerikanern so besorgt von dem Angriff der Marsmenschen, daß man von Massenpanik sprechen kann. Ob es tatsächlich eine Mas­senpanik gab, oder diese damals von der eifersüchtigen Printmedi­en herbeigeschrieben wurde, deren Interesse es war, das neue Medium Radio zu verunglimpfen, ist nicht ganz klar. Es gibt aber Quellen, die von vielzähligen Verbarrikadierun­gen und mehreren Selbstmorden aus Furcht vor den Marsmenschen berichten.

Später ist man immer schlauer, sagt der Volksmund. Während wir über die Dummheit der damaligen Zuhörer schmunzelnd den Kopf schütteln, buchen wir gerade den Termin für die endlich verfügba­re Astra-Zeneca-Impfung. Endlich verfügbar, da der Impfstoff in vielen Ländern der Welt inzwischen nicht mehr zugelassen ist.

Im Falle von Corona stellt sich für den aufmerksamen Bürger weniger die Frage, ob die Politik den Bür­ger nach Strich und Faden belogen hat, obwohl klare Indizien für eine undramatische Deutung vorlagen, sondern warum?

Ist es der große Plan einer Weltver­schwörung oder eher die unglaub­liche Dummheit der Verantwortli­chen, die den Staat zum absurden Zerrbild seiner selbst werden lassen?

Ich neige zur zweiten Variante.

Ähnlich zum Andersen-Märchen „Des Kaisers neue Kleider“, wird das Volk von der Obrigkeit belo­gen. Doch selbst, als das Kind ruft: „Der Kaiser hat ja gar nichts an!“ sehen viele Deutsche – und das ist für mich das Erschreckende – quer durch alle Gesellschaftsschichten die prächtigen Farben und Muster.

Ihr Andreas Wild